Die Augen über der Nase
Die Sinnesorgane weisen eine präzise Anordnung auf, damit wir die uns umgebende Realität auf sichere Weise wahrnehmen können. Dies hat auch die Wahrnehmung des Grappas beeinflusst.
Manchmal frage ich mich: Warum wird Grappa oft als ein starkes, stets gleiches Destillat wahrgenommen, ohne Differenzierung?
Wenn jemand ein Glas schlechten Weines trinkt, glaubt er nicht, dass zwangsläufig alle Weine schlecht sind. Warum neigt dann derjenige, der einen schlechten Grappa trinkt, zu der Annahme, dass jeder Grappa schlecht ist?
Ich glaube, die Antwort ist im transparenten und kristallklaren Erscheinungsbild der meisten, d.h. der jungen Grappas zu suchen.
Sicht, Geruch und Geschmack, unsere hauptsächlichen Sinneswahrnehmungen, haben ihre präzisen Positionen in unserem Gesicht: oben die Augen, in der Mitte die Nase, unten der Mund.
Haben Sie sich je gefragt, warum?
In der Tat sind es drei aufeinanderfolgende Kontrollen, die uns die Feststellung ermöglichen, ob uns das, was wir im Begriff sind zu schlucken, Leben oder Tod bringt.
Mit den Augen können wir aus der Entfernung das Erscheinungsbild eines bestimmten Nahrungsmittels oder Getränks beurteilen; erscheint es uns angenehm, beschließen wir, uns anzunähern.
An diesem Punkt, während die Augen stets von oben auf das Produkt blicken, riechen wir daran und können unterscheiden, zu welcher grundlegenden aromatischen Kategorie es gehört: Duft des Lebens oder Gestank des Todes.
Ist das Aroma einladend, beschließen wir, die Substanz zu Munde zu führen, wo wir die abschließende Prüfung vornehmen, bevor wir die endgültige Entscheidung treffen, sie zu schlucken.
Wenn auch das Geschmacksempfinden uns grünes Licht gibt, überlassen wir uns der Freude an der Nahrungsaufnahme und am Überleben.
Stellen Sie sich jetzt bitte vor, was geschehen würde, wenn sich der Mund oben am Kopf befände, die Nase und die Augen dagegen im unteren Teil: Wie könnten wir das, was wir im Begriff sind, in unseren Organismus aufzunehmen, sehen oder riechen?
Deshalb hat die Natur es so eingerichtet, dass die Sinnesorgane eine kohärente Position einnehmen, mit jenen drei aufeinanderfolgenden Kontrollen, die uns eine Prüfung dessen erlauben, was wir im Begriff sind zu trinken oder zu essen.
Aus dieser Feststellung ergibt sich, dass wir, nachdem das Erscheinungsbild der meisten Grappas farblos und transparent und somit bei allen gleich ist, auf psycho-bio-physiologischem Niveau zu der Annahme neigen, dass wohl auch ihr Geruch und ihr Geschmack ähnlich sein werden.
Umgekehrt sind wir im Fall des Weines, nachdem seine Farbe von Papierweiß bis zu Tintenrot, mit Hunderten von Nuancen dazwischen, variiert, auch auf olfaktivem und geschmacklichem Niveau bereit, ihn als ein vielseitiges und facettenreiches Produkt wahrzunehmen.
Nachdem wir unsere verschiedenen Grappas nicht färben können, haben wir, damit ihre Differenzierung wahrgenommen wird, beschlossen, die Keramikstöpsel der Flaschen in verschiedenen Farben zu gestalten, die das vorwiegende aromatische Profil des Grappas anzeigen:
Helle Farben wie Gelb, Orange, Hellgrün oder Dunkelgrün weisen auf Grappas mit einer blumigen und fruchtigen Aromastruktur hin, wie ein delikater Weißwein oder ein leichter Rotwein. Farben wie Bordeaux oder Braun kennzeichnen dagegen stärker strukturierte, angenehm grasige und würzige Destillate, einem charakterstarken Rotwein ähnlich.
Jacopo Poli
Lascia un commento