Eine Venetische Familienchronik

Notarielle Urkunde

Die Brüder GioBatta, Bortolo und Giovanni Poli begannen also in einem nicht näher präzisierten Moment der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine neue Aktivität, nämlich den Handel mit Wein, Obst, Strohhüten und “sonstigen Waren”.

Eine gewinnbringende, mit Mut und Weitblick in Angriff genommene Tätigkeit, die –

<< 15. Januar 1885

Notarielle Urkunde, mit der die Ehefrau von GioBatta Poli, Maria Moresco, sieben Katastereinheiten zwischen Haus und Grundstücken in Schiavon erwarb, wohin die bis dahin in den Hügeln der Via Costadema ausgeübte Tätigkeit verlegt wurde. Weitere Käufe angrenzender Immobilien sollten, wie sich zeigte, in den darauf folgenden Jahren getätigt werden und diesmal den Namen GioBatta Poli als Käufer angeben. (Notararchiv Vicenza)

 

Emigration

wenn sie auch vor allem wegen der häufigen Reisen und Ortsveränderungen viel Mühe kostete – die wirtschaftliche Situation der Gebrüder Poli spürbar verbesserte, und zwar derart, dass sie sogar mehrmals Darlehen gewährten, zu für die Vertragspartner mehr als erschwinglichen Zinssätzen und in einer Zeit, in der es im Übrigen erst wenige Banken gab und in der sich die Einflüsse der herrschenden Landwirtschaftskrise, die oft ganze Familien zur Emigration nach Amerika zwang, bemerkbar machten.

<< Emigration

Die Landwirtschaftskrise des späten 19. Jahrhunderts zwang oft ganze Familien des Veneto zur Emigration nach Amerika. Dies war auch das Schicksal einiger Mitglieder der Familie Poli.

 

Das Gebiet von Schiavon

Die Entscheidung von GioBatta Poli (1846-1921), nach Schiavon umzuziehen, geht auf den 15. Januar 1885 zurück, einem Datum, an dem verzeichnet wurde, dass seine Ehefrau Maria Moresco zwischen Haus und Grundstücken sieben Katastereinheiten erwarb, die sich just im nördlichen Zipfel des Gemeindegebiets von Schiavon befanden. Weitere Käufe angrenzender Immobilien sollten, wie sich zeigte, in den darauf folgenden Jahren getätigt werden und diesmal den Namen GioBatta Poli als Käufer angeben.

<< Das Gebiet von Schiavon

Detail des Gebiets von Schiavon. Markiert ist der Ort, an dem heute die Destillerie Poli steht. (Karte vom 2. Mai 1809, Staatsarchiv Venedig).

 

1910: Einweihung der Vaca Mora

Offen bleibt die Frage nach dem Grund für diesen Ortswechsel. Es muss daran erinnert werden, dass in Schiavon die Cousinen Maria und Anna Trecco, Töchter der verstorbenen Tante Angela Poli, wohnten, jedoch ist die Entscheidung wahrscheinlich mehr noch auf die besondere Lage von Schiavon zurückzuführen: ein Dorf der oberen Vicentiner Ebene, in einem strategisch günstigen Gebiet wenige Kilometer von Marostica entfernt an einer so wichtigen Straße wie der “Marosticana” gelegen, auf der viele Kutschen verkehrten und die zu jener Zeit bereits die Aussicht hatte, sogar mit den

<< 1910: Einweihung der Vaca Mora

Der Einweihungshalt in Marostica der Vaca Mora, der Dampfeisenbahn der Linie Vicenza-Bassano, die bis zur Nachkriegszeit des Zweiten Weltkriegs in Betrieb war.

 

GioBatta Poli (1846-1921)

Schienen der Dampfeisenbahn der Linie Bassano-Vicenza-Montagnana (der berühmten “Vaca mora”, der “Schwarzen Kuh”) versehen zu werden.

Der Ort schien also bestens geeignet für eine Aktivität industrieller oder kaufmännischer Art; insbesondere letztere wurde sofort in die Praxis umgesetzt, nachdem erwiesen ist, dass bereits 1892 eine Schankwirtschaft eröffnet wurde: Die zuvor in San Luca ausgeübte Tätigkeit war also nach Schiavon verlegt worden.

<< 1898: Grappa Poli

GioBatta Poli (1846-1921). Nach zwölf Jahren des Weinverkaufs beschloss er, sich seiner großen Leidenschaft zu widmen: dem guten Grappa.

 

Kupfertürme

Es verstrich nicht viel Zeit, bis GioBatta seiner gewinnbringenden Aktivität als Händler auch die des Industriellen hinzufügte: 1898 entschloss er sich nämlich, mit der Destillation von Trester zur Herstellung von Grappa zu beginnen, nachdem das erforderliche Rohmaterial dank der ständigen Kontakte zu den Weinherstellern leicht zu beschaffen war. 

<< Kupfertürme

Der Destillierkolben zur Herstellung von Alkohol aus Wein war einer der modernsten Apparate, die in jenen Jahren der Jahrhundertwende in Italien in Betrieb waren, und bestand aus einer Reihe von Destillierkolonnen aus Kupfer, die eine Höhe von 15 Meter erreichten. Um ihn aufzunehmen, wurde der Turm der Destillerie gebaut.

 

In der Zwischenzeit ließ er es sich auch nicht nehmen, seinen Beitrag zur örtlichen Verwaltung zu leisten, zuerst als Gemeinderat von Schiavon und später, von 1899 bis 1902, als Assessor an der Seite des Bürgermeisters GioBatta Boschetti.