Grappa und Grappas

20/02/2013 in By JP

DER Grappa, jenes Destillat, das die Kehle verbrannte und immer gleich war, existiert nicht mehr.

Heute gibt es DIE Grappas, von denen jeder einzelne eine Geschichte zu erzählen weiß.

Wie oft hat auf meinen Reisen im Ausland jemand – manchmal in radebrechendem Italienisch - zu mir gesagt:

Grappa schmeckt mir nicht: Ich war in Italien im Urlaub, und am Ende des Abendessens brachte der Kellner die Grappa-Flasche und ließ sie auf dem Tisch. Fünfzig Grad, laut dem Kellner eine berühmte Marke, aber sie brannte wie Feuer! Ich trinke keinen Grappa mehr.”

Und dann erkläre ich ihm, dass “der Grappa” nicht existiert, sondern nur “die Grappas”, von denen jeder anders ist. 

Denn verschieden sind der Weinstock, der Destillierkolben, die Trester, der Jahrgang, die Reifung, der Stil des Herstellers...

Ich sage ihm, dass der Grappa die Schwester des Weines ist, und ebenso wie es viele Weine gibt, gibt es auch viele Grappas, von denen ein jeder einzigartig und unwiederholbar ist.

Gerade diese Komplexität macht den Grappa zu einem schwierigen, aber auch extrem faszinierenden Destillat.

Er erfordert Geduld und wiederholte

Verkostungen, aber wenn man einmal mit ihm vertraut ist, erscheinen alle anderen Destillate banal. 

Die Welt des Grappas dagegen ist eine wunderbare Welt an Aromen, die es zu entdecken gilt; man muss nur die Lippen und vor allem das Herz öffnen.

Nach Verkosten einiger verschiedener Grappas sehe ich endlich, wie seine Augen aufleuchten, wenn er mir sagt:
“Danke, jetzt schmeckt mir der Grappa, besser gesagt: die Grappas!”.

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